Digitale Transformation mit Design Thinking
In vielen Organisationen ist die Digitalisierung Treiber für die Einführung von Design Thinking, die heute - gut 20 Jahre nach Aufstieg des Internets - Unternehmen unter großen Veränderungsdruck setzt. Gewohnte Arbeitsweisen, Prozesse und Strukturen erscheinen vor dem Hintergrund der Geschwindigkeit, mit der das Internet immer neue Branchen durcheinander wirbelt, zu langsam und zu uneffektiv. Design Thinking soll den Weg durch die digitale Transformation ebenen - mit neuen Ideen und Innovationen für die digitale Welt. Zeitgleich mit Design Thinking hat die Digitalisierung weitere methodische Ansätze wie Lean Startup und Scrum in die Arbeitswelt gebracht. Design Thinking setzt seinen besonderen Schwerpunkt auf Empathie mit potentiellen Nutzern, Ideenfindung und Prototyping. Lean Startup baut auf hypothesengetriebenen Erkenntnisgewinn des Unternehmens über quantifizierbare Experimente. Und Scrum betont die Selbstorganisation und kontinuierliche Optimierung von Teamarbeit. Allen ist gemeinsam, dass sie kundenzentriertes Arbeiten, selbstorganisierte Teams und iteratives, empirisches Vorgehen als Erfolgsfaktoren einer neuen, digitalen Arbeitswelt betrachten. Demgegenüber stehen die traditionellen, auf Effizienz ausgerichteten Arbeitsweisen in Unternehmen, die ihren Ursprung im Industriezeitalter haben. Ihr Weg zur Effizienz war die funktionale Trennung in einzelne Funktionsbereiche, die jeweils von Managern überwacht und gesteuert werden. Sie spiegeln sich bis heute in den Silo-Strukturen und starren Prozessen großer Organisationen wieder. Wie können es diese Organisationen schaffen, Arbeitsmethoden wie Design Thinking in ihrer Kultur zu verankern?
Design Thinking ist eine Frage der Organisationskultur
Das Kulturebenen-Modell des Organisationspsychologen Edgar H. Schein unterscheidet drei Ebenen der Organisationskultur: An ihrer Oberfläche wird sie über Artefakte in Form von Symbolen und Ritualen erlebbar. Darunter liegen kollektive Werte, die das Verhalten steuern. Die unterste Ebene bilden unbewusste Grundannahmen zu sozialen Grundnormen. Sie bilden die “Weltanschauung” der Organisation. Alle drei Ebenen sind Teil des komplexen sozialen Systems “Organisation”. Sie wirken wechselseitig aufeinander ein und entziehen sich einer gesamthaften Kontrolle. Kollektive Werte und Grundannahmen lassen sich nur sehr langsam und indirekt beeinflussen. Nur die sichtbaren Artefakte der Organisationskultur können gestaltet werden.
Wer Design Thinking einführen möchte, um mit neuen Arbeitsweisen die digitale Transformation zu unterstützen, arbeitet an Artefakten einer Innovationskultur. Daher ist es kontraproduktiv, die Einführung von Design Thinking mit der Logik der Ist-Kultur anzugehen.
Wie Annie Kerguenne von der D-School Potsdam anmerkt, ist Design Thinking ist nicht nur ein Kreativprozess, sondern vor allem eine Denkhaltung, die sich auf eine Reihe von Prinzipien gründet: Auf strategischer Ebene sind das Denken in Systemen, Storytelling und die Fähigkeit zur Analogiebildung gefragt. Bei der Zusammenarbeit stehen die räumliche Umgebung, bereichsübergreifende Teamarbeit und Empathie für Nutzer im Mittelpunkt. Und für die Entwicklung der eigentlichen Innovationen werden Fertigkeiten für Prototyping, iteratives Arbeiten und Problemanalyse benötigt.
Hacking Design Thinking
Design Hacks sind der wirksamste Hebel, um die Design Thinking-Prinzipien in der Organisation zu etablieren. Design Hacks sind Artefakte auf dem Weg zu einer innovationsfreudigen Organisationskultur, die dazu anregen, gewohnte Arbeitsweisen in Frage zu stellen und Elemente des Design Thinking auszuprobieren. Konkrete Beispiele sind die Umnutzung von Fluren oder Kantinen als Pop-up Innovation Lab Spaces, Nutzer-Safaris, Tool-Breakfast-Sessions, Blanko-Personas, Warm-up-Rituale in Meetings, Kreativ-Boxen, Booklets für Design Thinking-Moderatoren, Tool-Karten-Sets, Prototyping-Materialien oder breit gestreute Success Stories.
Da Organisationskultur zu den komplexen Systemen gehört, kann die Etablierung der Design Thinking-Prinzipien nicht vorab am Reißbrett geplant und umgesetzt werden. Vielmehr ist ein iterativer Ansatz erforderlich, der auf Experimente mit Design Hacks setzt und - abhängig von deren Ergebnis - emergent eine geeignete Vorgehensweise entwickelt. Deshalb sollte Design Thinking bereits für die Konzeption des Implementierungsprogramms “auf sich selbst” angewendet werden, um es auf die Bedürfnisse von Mitarbeitern und Stakeholdern der Organisation auszurichten und iterativ passgenaue Design Hacks zu entwickeln.
Sechs Tipps für Design Thinking-Implementierer
Soweit so gut. Wie starten Sie jetzt am besten? Zum Abschluss sechs Tipps für angehende Design Thinking-Implementierer
Wenden Sie Design Thinking auf sich selbst an, um die Maßnahmen für die Implementierung zu entwerfen. Entwickeln Sie Empathie für die verschiedenen Anwender und kreieren Sie Personas für Ihr Implementierungsprojekt.
Begreifen Sie Design Thinking vor allem als Denkhaltung für nutzerzentrierte Problemlösung, die bestimmten Prinzipien folgt. Machen Sie diese Prinzipien mit vielen kleinen Design Hacks erlebbar.
Verzahnen Sie Design Thinking mit agilen Frameworks wie Scrum oder Lean Startup. Verbinden Sie die Frameworks in der internen Kommunikation mit der Vision der Organisation, um ihren Zweck zu vermitteln.
Setzen Sie die Implementierung als agiles Projekt auf. Kreieren Sie kleine Experimente mit Prototypen. Testen, bewerten und optimieren Sie diese, bevor Sie die Maßnahmen auf breiter Ebene ausrollen.
Identifizieren Sie die Early Adopters und Innovatoren in Ihrer Organisation. Konzentrieren Sie sich auf die bereichsübergreifende Arbeit mit dieser Gruppe, um ein Netz von Evangelisten für Innovation zu schaffen.
Starten Sie klein “unter dem Radar”, um erste Erfolgserlebnisse zu erzeugen. Nutzen Sie Design Thinking zunächst in unkritischen Projekten, bevor Sie Design Thinking für die wertschöpfenden Kernprozesse des Unternehmens anwenden.
Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen und freue mich über Ihre Kommentare.
Alle Fragen rund um unser Angebot beantwortet Ihnen
Oliver Hofmann (Geschäftsführer).