Die Digitalisierungswelle wird immer größer und schwappt nun auch (endlich) langsam aber sicher in den HR-Bereich über. Erste Gehversuche in diese Richtung wurden mit der Digitalen Personalakte oder dem Bewerbermanagementsystem unternommen.
Zwei Begriffe, die schon eine Weile im HR-Bereich Einzug halten, auch wenn die meisten darüber klagen. Doch das ist ein anderes Thema. Und dennoch ist es erstaunlich, wie viele HR-Abteilungen mit den technologischen Fortschritten auf Kriegsfuß stehen. Absolut unnötig, denn die Technik kann ein wahrer Segen sein. Die IT gilt ja gemeinhin als Vorreiter der Innovation und wenn man im Unternehmen fragt, welche Abteilung sich immer mit etwas Neuem befasst, so zeigen die Meisten auf die IT. Zeit, das wir in der HR-Welt anfangen, von der IT zu lernen.
Prinzipien
Im agilen Kontext gibt es klare Wertaussagen:
Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende Dokumentation
Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlung
Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans
Und: „Das bedeutet, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.“
Diese Werte werden durch zwölf Prinzipien ergänzt, die greifbar machen, wie sich die Werte auf die tägliche Arbeit auswirken.
Denken wir über IT‘ler nach, stellen wir fest, das diese oft schon “von Natur aus“ nach diesen Werten und Prinzipien leben. Und das führt uns zum sog. agilen Mindset, also einer Geisteshaltung, Denkweise oder Mentalität.
Mindset
An allem Anfang steht das richtige „Mindset“. Das agile Mindset. Weil das so gut klingt, wollen wir alle agil sein. Aber was heißt das eigentlich? Und wie bekomme ich es? Habe ich es automatisch, wenn ich z.B. diesen Artikel gelesen habe?
Ein Mindset, was auch einer Einstellung oder Haltung entspricht, stellt ein Denk- und Verhaltensmuster einzelner Personen oder einer Gruppe dar. Diese Muster sind intrinsisch motiviert, werden also nicht durch äußere Impulse freigesetzt. Das heißt, dass der Impuls zur Handlung von der Person selbst ausgeht, ohne dass diese dazu von außen animiert werden muss.
Um nun die Motivation für eine Art zu handeln bei einer Person oder einer Gruppe zu ändern, reicht es also nicht, ihr einfach eine entsprechende Anweisung zu geben. Gerade das agile Umfeld will weg von diesem Ansatz und den Mitarbeitern ein Umfeld ermöglichen, in welchem sie selbst Entscheidungen treffen können und selbstbestimmt handeln. Als Führungskraft oder Unternehmen muss ich dafür sorgen, dass die Mitarbeiter sich selbst in eine andere Richtung entwickeln wollen und muss ihnen dazu die nötige Umgebung bieten.
In der IT gibt es dieses Umfeld meistens schon. Wer in einer IT-Abteilung zu Besuch ist, stellt fest, dass allein die Atmosphäre eine andere ist und sich jeder so einbringen kann, wie er möchte.
Was man als HR´ ler dafür braucht
Als HR` ler müssen wir verstehen, was das bedeutet. Was das auch für die neue Arbeitswelt bedeutet. Und uns selbst so aufstellen, dass wir dieses Gedankengut für uns verinnerlichen, adaptieren, leben und so authentisch im Unternehmen agieren können. Ohne Frontenbildung.
Das erfordert einige Skills: hohe Selbstmotivation, Businessorientierung, geistige Flexibilität, Anwendung moderner Kommunikationsmittel, Projektmanagement- und Moderationstechniken, sehr gute Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten. Und eben ein offenes Mindset.
Methoden
Eine gewisse Methodenkompetenz ist immer hilfreich um sich der Digitalisierung und Technik anzunähern.
Mit kleinen Schritten können auch diejenigen, die keine oder klassische Vorgehensweisen kennen, einen Zugang in die agile Welt finden. Dabei wird nicht jeder willens sein, sich, seine Ansichten und Verhaltensweisen grundlegend zu überdenken. Aber viele sind nach relativ kurzer Zeit zumindest grundlegend vom agilen Ansatz überzeugt und übernehmen erste agile Ideen.
Insofern kann die Frage wohl nur lauten wie tief bzw. wie intensiv sollten HR-Funktionen IT- Wissen aufsaugen?
Als HR` ler ist es natürlich nicht notwendig, selbst programmieren zu können oder sich im Detail mit allen Methoden auszukennen. Aber es hilft, mit einem offenen Blick durch die Businesswelt zu gehen und Transfer zu leisten – wie arbeiten andere Abteilungen und was davon kann ich in meiner HR-Welt angepasst umsetzen?
Technik und Digitalisierung ist nicht nur was für die IT
Auch wenn technische Neuerungen oft von der IT initiiert und auch in der IT gestartet werden, darf Innnovation nicht nur auf diese Abteilung beschränkt sein. Digitalisierung und technischer Fortschritt funktionieren erst dann richtig, wenn es vom gesamten Unternehmen getragen und gelebt wird. Gerade in Verwaltungsabteilungen (schon allein diese Bezeichnung), wie z.B. das HR oder die Buchhaltung, sollten sich von ihrem Image lösen und eine offene Denkhaltung einnehmen. Und natürlich braucht es auch ein agiles Mindset auf der Managementseite, damit Fortschritt nicht nur erfolgreich in der IT eingeführt werden kann, sondern auch durch das Unternehmen transportiert wird, um das gesamte Unternehmen nach vorne zu bringen.
Was also tun? Einfach machen. „Embrace the Digital Change“ – „Umarmen Sie die Digitalisierung“.
Joanna Zajfert, Agile HR & HR Innovation Coach,
http://www.faircoach.de/coaches/208/business
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Oliver Hofmann (Geschäftsführer).