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Digitalisierung im Mittelstand - Das ist zu tun.

06.04
Dr. Hubertus Porschen

Es stellt sich die Frage, wie der Mittelstand auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet ist. Einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte zufolge ist der Mittelstand noch nicht optimal aufgestellt. So urteilen die Berater: „Die Digitalisierung ist ein Trend im Umfeld mittelständischer Unternehmen, der die Art und Weise, in der der Mittelstand wirtschaftlich erfolgreich sein kann, im Kern verändern könnte.“

Wir haben mit dem Digitalisierungs-Experten Dr. Hubertus Porschen gesprochen, was das bedeutet und welche Schritte zu gehen sind. Herr Dr. Porschen ist erfolgreicher Gründer und Unternehmer. Mit seiner Firma iConsultants berät er mittelständische Unternehmen in Fragen der Digitalisierung. Außerdem ist er Bundesvorsitzender des Verbands „Die jungen Unternehmer“ und baut Brücken zur Politik, um die politischen Rahmenbedingungen für Gründer und mittelständische Unternehmer in Deutschland zu optimieren.

Herr Dr. Porschen, was verstehen Sie unter Digitalisierung?

Der Begriff der Digitalisierung wird derzeit für alles was mit „Online“ zu tun hat verwendet. Politiker reden davon und der Mittelstand digitalisiert laut eigenen Angaben auch schon sehr fleißig. Demnach müsste das Thema in der Gesellschaft angekommen sein. Ist es aber nicht. Digitalisierung bezeichnet meiner Meinung nach einen dauerhaft angelegten Prozess gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen, ermöglicht durch neue digitale Technologien, im Besonderen durch ein signifikante Erhöhung der erhobenen Datenmengen, deren Verarbeitung und Nutzung. Letztlich ist es mir aber wichtig zu betonen, dass Digitalisierung allerdings nicht der Digitalisierung wegen betrieben werden sollte. Es geht um Strategie, Organisation und Prozesse im Unternehmen - über alle Wertschöpfungsketten hinweg. Es geht um Vereinfachung und Effizienz. Das ist eigentlich nichts neues und alter Wein in neuen Schläuchen, denn erfolgreiche Unternehmen machen das schon seit Jahrzehnten.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage im deutschen Mittelstand. Sind die Unternehmen auf den Megatrend Digitalisierung ausreichend vorbereitet?

Der Mittelstand steht in Bezug auf die Digitalisierung erst am Anfang. Allerdings hat er beste Voraussetzungen. Die berühmten „Hidden Champions“ in Deutschland haben tolle Produkte, oftmals allerdings nur in der Offlinewelt. Die Vernetzung von Online- und Offlinewelten und -produkten muss strategisch, organisatorisch, prozessual und dauerhaft angegangen werden.

Wie bewerten Sie den Effekt der Digitalisierung auf die Arbeitsmarktsituation?

Grundsätzlich bin ich optimistisch. Allerdings erscheint mir unser Bildungssystem in keinster Weise an die Anforderungen der Digitalisierung angepasst. Digitale Kompetenzen werden nur unzureichend entwickelt. Die Arbeitgeber haben hier übrigens die Chance, in die Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter zu investieren, um sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Hier würde ich mich nicht auf Staat und Bildungssystem verlassen.

Wie können sich Arbeitnehmer auf den Trend vorbereiten?

Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber sehen sich neuen Anforderungen an die Berufswelt ausgesetzt. Daher gilt es, digitale Kompetenzen stärker auszubilden. Hierzu zählen bspw. Themen wie

  • Programmierkenntnisse

  • Umgang mit digitalen Technologien

  • Kenntnisse im Umgang, Erhebung, Vernetzung mit Daten/ Big Data

  • Kreativität, Fähigkeit zur Visionsbildung

  • Vernetztes Arbeiten

Wichtig ist, dass die Vermittlung der Fähigkeiten keinen einmaligen Prozess darstellt, sondern einen dauerhaften.

Welche Hürden muss der Mittelstand nehmen, um sein Geschäftsmodell zukunftssicher zu machen?

Wichtigste Bedingung ist m.E. nach, dass der Prozess „von oben“ angestoßen und vorgelebt wird. Veränderungsbereitschaft vorleben: Digitalisierung ist Chefsache! Nutzt der CEO des Unternehmens bspw. einen eigenen Blog, so ist das ein Signal an die Kunden, Lieferanten aber vor allem an die Mitarbeiter: „Ich meine es ernst und lebe das auch“. Das muss er auf die Topmanagement-Ebenen übertragen. Da der CEO meist extrem eingespannt ist, geht das oftmals nur bzw. einfacher mit der Hilfe von außen.

Jeder Bereich des Unternehmens muss sich daher die Frage stellen, inwiefern Technologie dazu beiträgt, dass Unternehmen innovativer und effizienter zu machen. Wichtig ist auch, Investitionsbereitschaft an den Tag zu legen. Digitalisierung kostet Geld. Geld das hauptsächlich den Know-How Aufbau von Mitarbeitern aber auch in neue Systeme und Unterstützung durch externe Beratung investiert werden muss.

Welche neuen Geschäftsfelder sehen Sie?

Ich glaube fest daran, dass Innovationen am besten entstehen, wenn eine Vernetzung verschiedener Welten stattfindet. Alt und Jung, Analog und Digital, Online und Offline. Unerlässlich ist meiner Meinung nach, dass das analoge Geschäftsmodell steht. So kann eine optimale Übertragung bzw. Vernetzung mit der digitalen Welt stattfinden. Daraus können sich unzählige neue Geschäftsmodelle für bestehende Produkte, Unternehmen und Geschäftsmodelle ergeben. Ein tolles Beispiel hierfür ist das Familienunternehmen Otto Bock. Die haben in Berlin einen Innovation Space, in dem sowohl junge Gründer sitzen (die sich z.B. mit 3 D Drucktechnologie beschäftigen) und erfahrene Manager. Dort werden die eigenen Geschäftsmodelle bewusst durch Innovationen zerstört.

Was ist Ihre Empfehlung als Digitalisierungs-Experte für die Entscheider im Mittelstand? Welche konkreten Schritte sollten gemacht werden?

Das eigene Geschäftsmodell durchleuchten. Die richtigen Leute im Unternehmen zusammenbringen (das ist gar nicht so leicht…). Wichtig ist es in jedem Fall, ein internes Kompetenzteam bzw. eine interne Verantwortlichkeit zu schaffen und die Bedarfe des Unternehmens aufzudecken. Welche Bereiche des Unternehmens können einer kritischen Überprüfung standhalten? Wo ist welcher Handlungsbedarf und in welcher zeitlicher Priorität? Wer kann die Aufgabe(n) übernehmen. Ohne eine Strategie und einen strukturierten Prozess ist das schwer möglich. Hier ist unsere Erfahrung, dass ein Impulsgeber von außen zwar keine Wunder vollbringen kann, aber dabei hilft, sich nicht zu verzetteln und strukturiert vorzugehen!

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